Kristiane Balsevicius | 26. Oktober 2012

Lieber Dieter

Lieber Dieter, wir begegeten uns vor allem im Rahmen der Tagungen, und mir begegnete über die Jahrzehnte ein Kollege, dem es gelang, alle seine Lebensphasen, jede auf ihre Weise in vollen Zügen mit Verantwortungsbewußtsein, aber auch mit viel Herzblut und Lust zu bejahen und zu leben.

Im Blitzlicht sehe ich Dein Lachen, das Zähne zeigte. Ein Lachen, wo man bisweilen auch nicht wusste: lachst Du, oder beißt Du die Zähne zusammen? Ich freute mich immer, Dich zu sehen! Du warst markant und wichtig in unserer Gemeinschaft, aber nie dominant. Du konntest sehr laut (manchmal kategorisch) werden, aber ebenso hellhörig sein. Du warst direkt, ehrlich, zuverlässig und konstruktiv.

Als Berufsanfängerin beeindruckte mich Deine Disziplin.

Ich hörte von Deiner Frau Gisela von Deiner akkurat ordentlichen Werkstatt, die Du zur frühen Morgenstunde pünktlich wie einen „normalen“ Arbeitsplatz aufsuchtest, wenn keine Spielverpflichtungen waren. Dort hast Du Figurentechniken getüftelt, Köpfe gebaut, Gelenke erfunden …, um wieder ebenso pünktlich zum Mittagstisch bei Deiner Familie zuhause zu sein.

Eines Abends erzähltest Du mir leidenschaftlich strahlend von Deinen Katamaranfahrten und dass es ein Leben neben dem Beruf gibt – und trotzdem Verbundenheit.

Und noch viel später, vor ca. 5 Jahren, auf dem Campingplatz, wo ich Dich anlässlich Deines 80sten Geburtstags interviewte, erfuhr ich von Deiner Wiederentdeckung des Marionettenspiels. Als Puppenspiel-Senior spieltest Du jetzt vor Senioren, begleitet von Gisela, die ich über all die Jahre fest an Deiner Seite sah.

Eure liebevolle, nicht immer spannungsfreie Gemeinsamschaft zeigte mir, wie viel zarte Anteile Du auch hattest und im Ausgleich zu Deinem Temperament immer suchtest.

Ich denke an Dich, mit Wärme, großer Achtung und Dankbarkeit.