Metty Krings | 23. September 2012
Time to say Goodbye
Ich habe nichts mit Henry Maske am Hut, dessen Abschiedskampf gewinnbringend mit diesem sentimentalen Liedchen verbrämt wurde, habe aber gehört, dass der Song gern auf Beerdigungen abgespielt wird. Ich weiß jetzt warum.
Wer heute über 25 Jahre alt ist, wird sich möglicherweise an die RTL-Sendung Li-La-Launebär erinnern. In dieser Sendung hatte ich über viele Jahre eine Bärenpuppe zum Partner, in deren Klappmaulkopf die Hand eines genialen Puppenspielers steckte. Nun ist Dieter Kieselstein, der die Puppe auch „gebaut“ hatte, tot. Er hat mit 84 Jahren seinen letzten Kampf gegen die Krankheit verloren. Und plötzlich hat der Song „Time to say Goodbye“ für mich alles Schnulzige verloren.
Statt mich in Selbstmitleid zu ergehen (denn der Tod meines TV-Partners und Freundes kommt für mich einer Amputation ohne Betäubung gleich) will ich eine Anekdote erzählen, die die Kunst dieses Puppenspielers sichtbar macht: Eines Tages kam einer unserer Regisseure aus seinem Aufnahmekabuff zu uns ins Studio, wo Dieter Kieselstein zusammen mit seiner Frau Gisela, die die Pfoten spielte, unter einer Abdeckung kauerte. Der Regisseur wandte sich an den Puppenkopf und zeigte ihm mit ausladenden Handbewegungen, wohin er zu blicken hätte, wenn Metty gleich um die Ecke käme. Da donnerte Dieters Bärenstimme aus dem Untergrund: „Jung, dat musste mir hier unten sagen, dat da oben is’ nur die Pupp’!“
Der Irrtum des Regisseurs war die höchste Anerkennung, die einem Puppenspieler widerfahren kann. Ein größeres Kompliment könnte ich meinem toten Partner auch nicht machen. Dieters Kunst und Stimme ließen den Launebär lebendig werden.
Und ich werde immer und ewig sein tief von unten kollerndes „Hallooooo, Mettüüüüüü“ hören …