Matthias Träger | 28. Oktober 2012

Der letzte Vorhang

Irgendwann fällt für jeden der letzte Vorhang, aber wirklich gestorben ist nur der, an den sich keiner mehr erinnert.

An Dieter erinnere ich mich sehr gut und sehr gern.

Ich war vielleicht 16 Jahre alt und zusammen mit meiner Cousine Hendrikje Dauergast bei der FIDENA in Bochum.

Wir ließen keine Vorstellung aus, fest entschlossen, diesen Beruf später einmal auch selbst auszuüben (was ja auch so gekommen ist). Wenn irgend möglich, versuchten wir schon vorher in den Aufführungsraum zu kommen, um den Künstlern schon beim Aufbauen zusehen zu können, bzw. wir blieben nach der Vorstellung, um uns noch ein wenig mit ihnen zu unterhalten.

So sind wir auch Dieter und Gisela Kieselstein begegnet, und ich erinnere mich noch, dass Dieter sehr geduldig auf all meine Fragen antwortete.

Die zwei bestätigten meine damalige Theorie, dass alle Puppenspieler offenherzige, großzügige Menschen sind.

Ich war viele Jahre im Ausland und kaum auf deutschen Festivals präsent, umso mehr freute mich das Wiedersehen mit Dieter bei der Jahreshauptversammlung des Verbands Deutsche Puppenthater (VDP) 2007 in Steinau. Er hatte meine Vorstellung gesehen, und nachher kamen wir ins Gespräch. Auch wenn er mich natürlich nicht erkannt hatte, erinnerte er sich sofort an unser erstes Treffen in Bochum Ende der Siebziger. Später schrieb er noch eine wirklich herzliche Kritik über mein Stück in der Figurentheater-Fachzeitschrift P.M.O.

Nun bin auch ich schon seit über 25 Jahren Puppenspieler.

Meine Theorie von damals habe ich leider nicht immer bestätigt bekommen, aber ich wünsche mir, dass weiterhin noch viele so offene und hilfsbereite Kollegen wie Dieter die puppenspielbegeisterten Kinder und Jugendlichen so lange wie möglich in diesem Glaube lassen werden.