Andreas Wahler | 23. September 2012

Meine Erinnerungen an Dieter und Giesela Kieselstein

Mein Debüt mit meinem Handpuppentheater Kasper Andy konnte ich im Sept. 1972 in einem Kindergarten in Hünfeld geben. Da ich gleich in die „Puppenspielerszene“ eintauchen und mich weiterbilden wollte, bin ich gleichzeitig mit dem Start als Puppenspieler in den Verband der Puppenspieler (VDP) eingetreten. Schon im Januar 1973 bin ich erwartungsfroh zu meiner ersten Tagung nach Kassel gefahren. Dort trafen sie sich! Die „alten Herren“ der Puppenspielzunft. Ich war 23 Jahre alt, und alles über 40 war für mich „alt“!

Als erstes wurde ich von einem Kollegen derart attackiert, dass mir Hören und Sagen vergangen ist. Was ich denn hier wollte. Ich wäre doch nur der „Strohmann“ des Zauberers“. Dazu muss ich sagen, dass ich damals mit einem Kinderzauberer zusammenarbeitete, der scheinbar mit besagtem Kollegen „auf Kriegsfuß“ stand.

Besagter Kollege wollte von mir eine Zusicherung, dass ich auf keinem Fall in „seinem Gebiet“ spielen würde. Außerdem würde er sowieso aus dem Verband austreten, wenn ich nicht wieder austreten würde.

Ich war erst einmal geschockt. In der Tagungspause kamen Dieter und Gisela Kieselstein auf mich zu. Ich solle die Worte des Kollegen nicht so sehr auf die Waagschale legen. Der Verband wäre noch sehr jung, erst vor 4-5 Jahren gegründet. Bis dahin hätten alle Puppenspieler für sich alleine gearbeitet und jeden Kollegen als ernste und harte Konkurrenz angesehen.

Dank dieser beruhigenden und aufmunternden Worte von den Dieter und Gisela bin ich nicht abgereist. Auch besagter Kollege hat sich in den folgenden Jahren beruhigt und ist nicht aus dem Verband ausgetreten.

Die jährliche Tagung war für mich immer eine schöne Gelegenheit, mich mit den Kollegen und Kolleginnen zu treffen und auszutauschen. Eine Tagung ohne Dieter und Gisela Kieselstein war nicht vorstellbar. Immer zur Stelle. Dieter ist ein Meister des geschliffenen Wortes. Er hat bei den Diskussionen immer etwas zu sagen. Es war nicht immer „angenehm“, hatte aber immer Hand und Fuß! Jahrelang war er Vorsitzender des Verbandes und hat immer nach vorne geschaut. Mit manchen alten Zöpfen gebrochen und unserer Zunft zu einem künstlerischen Image in der Öffentlichkeit verholfen. Gisela war bei den Tagungen mehr der ruhigere Part. Wie so oft steht hinter einem erfolgreichen Mann eine starke Frau!

Ich selbst bin durch seine Vermittlung z.B. zu Gastspielen nach Gelsenkirchen eingeladen worden. In den letzten Jahren ist es ruhiger um Dieter und Gisela geworden. Ich habe sie in Wattenscheid besucht. Es geht ihnen gut. Beide sind glücklich und zufrieden mit ihrem Lebenswerk. Ab und zu wird noch gespielt.

Ich wünsche Dieter und Gisela noch schöne gemeinsame Jahre in ihrer wunderschönen Wohnung in Wattenscheid.